Da Gehölze im Gewässer lokal einen starken Einfluss auf die Strömung besitzen, kann der Einbau von Raubäumen eine zielführende Maßnahme zur Verbesserung des ökologischen Zustands von Fließgewässern sein. So bilden sich im Umfeld der Gehölze strömungsberuhigte Bereiche und Turbulenzen sowie Verwirbelungen und Rückströmungen aus. Im Bereich des Wurzeltellers führt die Strömung zur Ausbildung von Kolken. Das dort ausgespülte Material wird wiederum im hinteren Bereich des Baumes, wo geringere Fließgeschwindigkeiten vorherrschen, wieder abgelagert und es bilden sich Kiesbänke. Kurzum, im Umfeld von Flussholz entstehen auf engstem Raum vielfältigste Lebensbedingungen, die wiederum von zahlreichen Lebewesen mit ganz unterschiedlichen Lebensraumansprüchen genutzt werden können. Besonders die wirbellosen Kleinstlebewesen sind in der Lage diese Mirkohabitate zu besetzen, aber auch Fische und Pflanzen profitieren von der strukturrellen Vielfalt im Umfeld von Flussholz.
Bisher fehlen allerdings zuverlässige Informationen, in wie fern Raubäume durch ihre Präsenz, Form und Größe die Strömung und Gewässerstruktur im Detail verändern. Um diese Wirkzusammenhänge zu verstehen und darüber hinaus Handlungsempfehlungen für den Einbau von Raubäumen zu geben, wurde der Einfluss von Raubäumen auf die Strömung und Gewässerstruktur sowohl in Feldstudien als auch im Labor untersucht.
Zunächst wurden die Strömungsverhältnisse sowie der Gewässergrund im Umfeld der eingebrachten Raubäume analysiert. Mit diesen Ergebnissen, konnte der eingebaute Raubaum nun im Labor nachempfunden werden und schließlich konnten maßgebliche Parameter wie Größe, Form und Durchlässigkeit des Wurzeltellers, Stammlänge und -durchmesser, Fließgeschwindigkeiten der Antrömungen usw. verändert und deren Wirkung auf die Strömungsverhältnisse und den Gewässergrund nachvollzogen werden.
Erste Ergebnisse dieser Versuche zeigen, dass bspw. die Größe und Tiefe des Kolks maßgeblich von der Größe des Wurzeltellers bestimmt wird. Dabei gilt prinzipiell: Je größer der Wurzelteller desto größer der ausgebildete Kolk. Gleiches gilt für die Stammlänge. Dies erscheint logisch, jedoch kehrt sich dieser Zusammenhang ab einer bestimmten Länge des Baumstamms um. Vermutlich gibt es ein optimales Verhältnis von Wurzeltellerdurchmesser, der den Wirkungsbereich in der Breite vorgibt, und Stammlänge, die einen Einfluss auf die Position der Kiesbank hat. Auch die Anströmgeschwindigkeit wirkt sich auf die Ausbildung von Kolken und Kiesbänken aus. In Abhängigkeit von der Korngröße werden ab bestimmten Fließgeschwindigkeiten die Sedimente vom Wasser transportiert. Dadurch kann ein bereits vorhandener Kolk wieder verfüllt und eine vorhandene Kiesbank abgetragen werden. Sinkt der Wasserstand und damit auch die Fließgeschwindigkeit, entstehen Kolk und Kiesbank wieder neu. Dieses Entstehen und Vergehen ist notwendig, damit der vorhandene Porenraum nicht durch bspw. Schlamm zugesetzt wird und die Flusssohle als Lebensraum erhalten bleibt.