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Kulturelle Leistungen Flussholz

Die Natur mit ihren Ökosystemen  erbringt verschiedene Leistungen, welche von uns Menschen genutzt werden können. Diese Leistungen eines Ökosystems werden unter dem Begriff Ökosystemleistungen zusammengefasst. Diese tragen direkt und indirekt zu unserem Wohlbefinden bei, denn sie sind u.a. Voraussetzung für die Produktion zahlreicher Güter und Dienstleistungen (TEEB DE 2012: 15). Der Nutzen für uns Menschen kann dabei verschiedener Art sein, von wirtschaftlich bis hin zu gesundheitlich oder psychisch (Podschun et al. 2018: 456).

Vor offiziellen Beginn des Projektes „Wilde Mulde“ gab es Widerstand gegenüber dem geplanten Einbau von Flussholz. Hintergrund waren die teils traumatischen Erfahrungen Anwohner mit Hochwasserkatastrophen, insbesondere mit dem Elbehochwasser 2002, der „Jahrhundertflut“. Sie befürchteten, dass die eingebauten Bäume das Risiko und die Intensität von Hochwasserereignissen erhöhen könnten. Auch dass sie im Hochwasserfall davon treiben und dabei Deiche oder Brücken beschädigen, wurde vermutet. Weiterhin sorgte sich der Ruderverein um seine Trainingsstrecke, da dort ebenfalls Bäume eingebracht werden sollten.

Abb. 1 Protest gegen den Einbau von Flussholz

Der Ausschluss von Gefahren für die Bevölkerung war demnach oberstes Planungsziel. So musste im Genehmigungsverfahren ein Nachweis erbracht werden, dass keine negativen Auswirkungen für den Hochwasserschutz entstehen. Auch die Verankerung der Bäume wurde höchsten Sicherheitsstandards angepasst. Zudem gab es zahlreiche Informationsangebote für die Bevölkerung. An öffentlichen Terminen wurden die Planungsabsichten vorgestellt und Bedenken konnten geäußert werden. Bei Exkursionen und an den Muldeflusstagen wurde die örtliche Bevölkerung zusätzlich über den Nutzen von Flussholz aufgeklärt.

Als Folge der anfangs beobachteten Ablehnung des geplanten Raubaum-Einbaus in der Mulde, wurde 2018 eine deutschlandweite Bevölkerungsumfrage in Auftrag gegeben. 2100 Menschen wurden zu verschiedenen Aspekten bezüglich der Wahrnehmung und Akzeptanz von Flussholz befragt.

Abb. 2 Zustimmung und Ablehnung der Befragten gegenüber Aussagen zu Flussholz

Dabei wurde deutlich, dass eine Mehrheit von bis zu zwei Dritteln der Meinung ist, dass Flussholz das Erscheinungsbild von Flüssen verschönert und sich positiv auf das Ökosystem Fluss auswirkt. Der Einbringung von Raubäumen in  einen Fluss oder Bach in der  Nähe ihres Wohnortes würden 58 % der Befragten zustimmen, jeder fünfte würde dies aber ablehnen. Dass aber 60 bzw. 47 % Flussholz für ein Risiko im Hochwasserfall und für Paddler halten, passt zu der bereits festgestellten Erklärungsbedürftigkeit einer solchen Maßnahme.

Die gleichen Fragen wurden bei einer Online-Befragung im Jahr 2018/2019 gezielt an die Anwohner des Projektgebietes gerichtet. Die nicht repräsentative Befragung wurde von 87 Personen beantwortet. Davon stimmten etwas weniger als in der deutschlandweiten Befragung  (61 %) der Aussage hinsichtlich einer Aufwertung des Landschaftsbildes zu. Auch die Bedenken bezüglich des Risikos bei Hochwasser oder für Paddler fielen in Dessau und Umgebung etwas geringer aus (46 bzw. 47 %). Die Zustimmung für eine weitere (theoretische) Einbringung von Flussholz in der Mulde lag bei 57 %. Bei weiteren Befragungen direkt an der Mulde im August/September 2019 lag die Zustimmung unter den 180 befragten Personen bei 63 %. Hier vermuteten nur 15 % negative Auswirkungen auf den Hochwasserschutz, während 64 % keine Auswirkungen annahmen.