Bei der Betrachtung der Fischartengemeinschaft konnten vor allem hinsichtlich der Individuenzahlen deutliche Unterschiede festgestellt werden. So ließ sich an allen Untersuchungsstandorten zwar meist das gesamte Artenspektrum nachweisen, allerdings sind der Döbel (Leuciscus cephalus) und Aland (Leuciscus idus) am Prallhang des natürlichen Ufers, mit bis zu fünfmal mehr nachgewiesenen Individuen, weitaus häufiger vertreten als am Prallhang des befestigten Ufers. Die gemessenen Längen der im Juni am Naturufer erfassten Döbel lässt zudem darauf schließen, dass sich diese Art am Naturufer besonders erfolgreich fortpflanzt.
Die wenigsten Individuen wurden im Bereich des Maßnahmenstandorts „Wiederherstellung eines Naturufers“ vor Durchführung der Maßnahme erfasst.
Zudem konnte am Prallhang des Referenzstandort Möst, mit drei Individuen, die meisten Bachneunaugen (Lampetra planeri) nachgewiesen werden. Hierbei handelt es sich um eine Fischart des Anhangs II der FFH-Richtlinie. Das Vorkommen des Bachneunauges ist ein Indikator für einen Gewässerabschnitt mit guter bis sehr guter Wasserqualität (Güteklasse II oder besser) (Schneider und Korte 2005). Jedoch handelt es sich beim Bachneuenauge auch um eine Fischart mit besonderen Habitatansprüchen, dass auf die Strukturvielfalt des Gewässers angewiesen ist. Je nach Lebensstadium werden unterschiedliche Habitate, sogenannte Teilhabitate, benötigt: von Feinsedimenten und flachüberströmten, kiesigen Abschnitten bis zu strömungsberuhigten Bereichen. Die bisherigen Untersuchungen lassen den Schluss zu, dass es durch die verbesserten Lebensraumbedingungen an den renaturierten Bereichen, die Individuenzahlen solcher Fischarten ansteigen werden.
Insgesamt konnten im Jahr 2017 22 Fischarten und 4895 Individuen nachgewiesen werden.
Typische Wanderfische wie der Atlantische Stör (Acipenser oxyrinchus) oder der Atlantische Lachs (Salmo salar), welche in der Vergangenheit die Mulde besiedelten, konnten nicht mehr nachgewiesen werden. Dies deutet auf eine unzureichende Längsdurchlässigkeit des Gewässers hin.
Ob künstlich eingebracht oder durch natürliche Prozesse eingetragen, Gehölze erfüllen in einem Fluss vielfältigste Funktionen. Fischen bieten sie vor allem als Versteck, Unterstand, Laichplatz oder Nahrungsquelle in den unterschiedlichsten Lebensstadien verbesserte Lebensbedingungen. So nutzen im Herbst vor allem Jungfische die Holzstrukturen als Unterstand und Schutz. Zudem erweitern Raubäume, durch die Ansiedlung von Wirbellosen und die Bildung von Biofilmen das Nahrungsangebot für viele Fische. Die folgende Aufzählung gibt eine Übersicht über die verschiedenen kurzzeitigen und langzeitigen Nutzungsarten
Kurzzeit
Langzeit
Fischarten wie das Bachneunauge (Lampetra planeri) oder die Barbe (Barbus barbus) profitieren von Holzstrukturen im Fluss die u.a. stabile Feinmaterialablagerungen entstehen lassen. Die Fische können z.B. die sich hinter dem Totholz bildenden Feinsedimentbänke nutzen. Zudem suchen sie gezielt Strömungsschutz in den sich gebildeten Kolken oder auch Strömungsschatten an den kleineren Baumstrukturen. Gerade die eingebauten Raubäume in der Flussmitte, bieten den Fischen auch kleinräumig betrachtet, strömungsberuhigte Bereiche. Adulte Barben beispielsweise nutzen bevorzugt Unterstände mit geringerer Fließgeschwindigkeit und großen Deckungsstrukturen bei jedoch großen Wassertiefen, als Ruhemöglichkeit.