

Als Raubäume werden Bäume bezeichnet, die bewusst in ein Gewässerbett eingebracht werden, um durch ihren Einfluss auf die Strömungsverhältnisse zu wirken und somit die Strukturvielfalt eines Flusses zu erhöhen und damit auch die Lebensraumbedingungen zu verbessern.
Zwischen Kilometer 3 und 4 der Mulde (Projektstandort Jagdbrücke Pelze) wurden 3-4 Raubäume an der Flusssohle verankert. An ihnen wir nun die Wirkung der Bäume auf das Flussökosystem umfassend von einem interdisziplinären Forschungsteam untersucht.
Die Anbringung erfolgte in Abstimmung mit den Forschungsteams für einige der Bäume auftriebssicher. Für die anderen wurde eine auftriebsvariable Befestigung in der Flusssohle gewählt. Im Bereich der Einbringung der Bäume wurden die natürlichen Uferstrukturen durch Rückbau von Steinpackungen auf ca. 30 m Länge wiederhergestellt.
Drei weitere Raubäume wurden zwischen Kilometer 11,5 und 13 (Projektstandort Törten) eingebracht und auftriebssicher verankert. Veränderungen am Ufer wurden hier nicht vorgenommen. In diesem Bereich wollen die Forscherteams die Auswirkung im Fluss ohne Maßnahmen am Ufer beobachten.
Nördlich von Retzau befindet sich ein mit einer massiven Steinschüttung gesicherter Uferabschnitt. Da sich das Ufer im Bereich von Wiesen und Wäldern, weit entfernt von schützenswerten baulichen Anlagen, befindet, wurde der Standort für die Maßnahme „Wiederherstellung eines Naturufers“ gewählt. Auf einen Abschnitt von ca. 500 m wurden die Steinschüttungen entfernt, damit das Wasser wieder ungehindert das Ufer unterspülen und die Böschung überformen kann. Durch diese Erhöhung der Strukturvielfalt sollen Lebensräume für flusstypische Arten wie Uferschwalben, welche sich bereits in der ersten Brutsaison nach Umsetzung der Maßnahme ansiedelten, geschaffen werden.
Vorraussichtlich wird die Mulde im Laufe der nächsten Jahre ihr Flussbett in die angrenzende Wiese verlegen. Bereits das erste Hochwasser nach Umsetzung der Maßnahme führte zu einer sichtbaren Uferverschiebung.
Mit Erreichen der Waldgrenze wird der Uferabtrag durch Hochwasser durch die verfestigende Wirkung der Baumwurzeln reduziert. Einige der Bäume am Rand werden durch Unterhöhlung in die Mulde stürzen und so natürliches Flussholz bilden.
Begleitet wird die Maßnahme durch ein interdisziplinäres Forschungsteam
Etwa 2 km vor der Mündung in die Elbe wurde ein linksseitiger Altarm wieder an die Mulde angebunden. Man vermutet, dass die Anbindung des Arms vor vielen Jahrzehnten von Menschenhand verschlossen wurde. Genau an dieser Stelle ist nun die Öffnung erfolgt, welche den Seitenarm bei Mittelwasser wieder mit der Mulde verbindet. Somit kann der Altarm seiner Funktion als Bindeglied zwischen Fluss und Aue wieder gerecht werden. Bei entsprechenden Wasserständen kann der Seitenarm bis zur Elbe durchströmt werden. Die Wirkung der Maßnahme auf diesen Ökosystemkomplex wird von untersucht von:
Zur Anbindung des Arms musste eine Verbindung auf ca. 80 m Länge geöffnet werden. Mit dem anfallenden Bodenaushub wurde nördlich der Anbindung ein Hügel aufgeschüttet auf den sich bei Hochwasser Tiere zurückziehen können. Dieser sogenannte Wildrettungshügel ist notwendig, da durch die Anbindung eine vom Wasser umschlossene Insel entstanden ist, auf die Wildtiere bei Hochwasser nur bedingt flüchten können.
Hartholzauenwald entwickelt sich in Bereichen nahe von Flüssen, die nicht zu häufig vom Hochwasser überströmt werden. Harthölzer, allen voran die Stieleiche, prägen das Bild. Im Gegensatz dazu findet man die Weichholzaue direkt am Ufer. Dort können nur Hölzer dauerhaft wachsen, die häufige und länger anhaltende Überflutungen überstehen.
Voraussichtlich nördlich der Anbindung des Seitenarms soll der Natur geholfen werden eine Hartholzaue zu entwickeln. Dazu werden zahlreiche Setzlinge und auch Saatgut auf ca. 4 ha Fläche ausgebracht. Die Flächen werden eingezäunt und an ausgewählten Pflanzen ein zusätzlicher Verbissschutz angebracht. Die genaue Lage der Flächen steht noch nicht fest.
Neben den tatsächlichen Verbesserungen am Gewässer soll auch erreicht werden, die einzigartige Wildflusslandschaft Mulde stärker ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit zu rücken. Dazu sollen mehrere Mulde-Flusstage veranstaltet werden. Schautafeln, ein digitaler Naturführer, Geocaching-Angebote und regelmäßige Führungen sollen einen Anreiz zur Auseinandersetzung mit der Muldeaue bieten.
Die Veränderungen am Fluss sollen durch Langezeitbeobachtungen und deren öffentlicher Präsentation verdeutlicht werden.