Mit der integrativen Verknüpfung der Revitalisierungsmaßnahmen mit wissenschaftlichen Untersuchungen zur Hydraulik und Hydromorphologie, zur aquatischen, semiterrestrischen und terrestrischen Biodiversität und zum Stoffhaushalt, sowie zur Planung und zum Ökosystemleistungsansatz mittels eines abgestimmten gemeinsamen Studiendesigns können statistisch belastbare Daten über die Maßnahmenwirkungen für den gesamten Fluss-Auen-Komplex erhoben werden. Dies bietet die Möglichkeit, die Auswirkungen der durchgeführten Revitalisierungsmaßnahmen gegebenenfalls auch für andere Fluss-Auenökosysteme zu prognostizieren.
Für diese Untersuchungen wurden gemeinsame Untersuchungsstellen an sog. Referenz-Flussabschnitten (befestigte und unbefestigte Abschnitte) sowie an den Renaturierungsstrecken im Bereich der Maßnahmen eingerichtet. Dabei stellt ein unbefestigter und ein befestigter Abschnitt jeweils den relativen Endpunkt eines Gradienten des hydromorphologischen Zustands der Mulde dar, anhand dessen die Wirkungen der Maßnahmen zeitlich und räumlich untersucht und evaluiert werden. Dieses Untersuchungsschema entspricht dem BACI Design (Before-After/Control-Impact), einem robusten Untersuchungsdesign, dass die Erfassung von Maßnahmenwirkungen auf der Skala ganzer Landschaften ermöglicht (Stewart-Oaten et al. 1986, Smith 2002).
Dies erlaubt zu evaluieren, inwiefern die vorgesehenen Maßnahmen statistisch signifikante Effekte auf die Hydromorphologie und Biologie des Mulde-Ökosystems haben, und liefert somit die Grundlage für die Entwicklung von empirisch-statistischen Modellen zur Quantifizierung der Maßnahmenwirkung auf die untersuchten Zielgrößen (Hydrologie und Hydromorphologie, Stoffhaushalt und Biodiversität). Die im Rahmen des BACI-Untersuchungsdesign angelegten, gemeinsamen Probeflächen ermöglichen es Synergien zwischen unterschiedlichen Fachbereichen nutzbar zu machen und verallgemeinerbare Aussagen bezüglich Revitalisierungsmaßnahmen in Flusssystemen zu treffen. Die Ergebnisse werden unter dem Gesichtspunkt des Ökosystemleistungsansatzes und dem im Projektraum entstehenden gesellschaftlichen und individuellen Nutzen bilanziert.